Claude Monet
Steilküste von Aval, 1885
Aktuell ausgestellt
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Öl auf Leinwand, 65 x 81 cm
Signiert und datiert unten links: Claude Monet 85
Inv.-Nr. MB-Mon-21
Wiederholt besuchte Claude Monet den für seine spektakuläre Steilküste bekannten Badeort Étretat in der Normandie. Für dieses Gemälde passte er den Moment ab, in dem die Sonne durch die Öffnung des markanten Steinbogens Porte d’Aval fiel – ein beliebtes Motiv in zeitgenössischen Drucken und Photographien.
In den 1880er Jahren erreichte Monets Reisetätigkeit ihren Höhepunkt. Ein Großteil seiner Arbeiten dieser Zeit ging aus mehrwöchigen Arbeitsausflügen hervor, wobei er unmittelbar vor dem Motiv begonnene Kompositionen nach seiner Rückkehr nach Giverny im Atelier überarbeitete. Von allen Gegenden, die er in diesen Jahren bereiste, faszinierte ihn keine mehr als die Küste im Norden Frankreichs. So suchte er wiederholt Badeorte in der Normandie wie Étretat, Pourville oder Varengeville auf, verbrachte aber auch mehrere Wochen auf der windumpeitschten Belle-Île-en-Mer in der Bretagne. Bei einer Malkampagne in Étretat Anfang 1883 konnte er Inspiration aus dem Werk seines Vorbilds Gustave Courbet beziehen, der die dramatische Felsformation der Porte d’Aval mit der großformatigen Arbeit Die Klippen von Étretat (Musée d’Orsay, Paris) bereits 1870 zu Salonwürden gebracht hatte. An seine spätere Frau Alice Hoschedé schrieb er am 1. Februar: „Ich will ein großes Gemälde der Steilküste von Étretat malen, auch wenn es überaus gewagt von mir ist, das nach Courbet zu tun, der es so bewundernswert gemacht hat, aber ich werde versuchen, es anders zu machen.“ Bei seiner motivischen Umsetzung des Seestücks ging Monet über eine einzelne Leinwand hinaus. Stattdessen erforschte er den Blick auf die Klippen in einer Werkreihe von acht Arbeiten, bei denen er neben Tageszeit und Witterungsverhältnissen auch den Standpunkt methodisch variierte, darunter Étretat bei Sonnenuntergang aus der Sammlung des North Carolina Museum of Art in Raleigh.
Bei einem weiteren Ausflug nach Étretat setzte sich Monet zwei Jahre später in einer Werkgruppe von neun Arbeiten erneut mit der Porte d’Aval auseinander. In dieser Version wird der Blick des Betrachters von den sonnenbeschienenen Felsen im linken Vordergrund bogenförmig ins Zentrum der Komposition geleitet. In der Öffnung des Felsbogens setzt ein pastos aufgetragener Pinselstrich in kräftigem Pink einen markanten Akzent, der in den Spiegelungen auf der Wasseroberfläche subtil aufgegriffen wird. Sind in Courbets Gemälde die Gegenstände klar umrissen und die Darstellung von Felsen und Meer bis ins Detail ausgearbeitet, so findet sich bei Monet die lockere Pinselführung, die für seine impressionistischen Arbeiten der 1880er Jahre charakteristisch ist. Wie bei den meisten seiner Bilder der Atlantikküste entschied sich der Maler auch hier für eine menschenleere Darstellung, in der ein Gefühl kontemplativer Naturbeobachtung mitschwingt.
In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist Steilküste von Aval mit der Werkverzeichnis-Nummer 1018 versehen (Bd. 3, S. 385). Eine kompositorisch eng verwandte Variation des Motivs befindet sich heute im Bestand des Israel Museums in Jerusalem. Das Bild aus der Sammlung Hasso Plattner wurde 1886 von dem Pariser Opernsänger Jean-Baptiste Faure erworben, einem der bedeutendsten frühen Förderer der Impressionisten. Mit Rosensträucher im Garten von Montgeron befand sich nach 1878 ein weiteres Schlüsselwerk der Sammlung Hasso Plattner in Faures Besitz.
IX. Jahrgang. I. Ausstellung, Manet-Monet-Ausstellung, Sammlung des französischen Opernsängers Faure, Paul Cassirer, Berlin, 22.9.–28.10.1906, Nr. 38 (Felsen in Etretat, 1885)
Dix-sept tableaux de Cl. Monet de la collection Faure, Galerie Durand-Ruel, Paris, 19.–31.3.1906, Nr. 15
5e Exposition Internationale d'Art, Barcelona, April–Juni 1907, Nr. 11
Paysages par Cl. Monet et Renoir, Galerie Durand-Ruel, Paris, 1.5.–30.6.1908, Nr. 27
The Painting of France, since the French revolution, M. H. de Young Memorial Museum, San Francisco, 1940–1941, Nr. 100 (?, The Cliff at Etretat)
French painting from David to Toulouse-Lautrec. Loans from French and American Museums and collections, The Metropolitan Museum of Art, New York, 6.2.–26.3.1941, Nr. 94
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017
Claude Monet. The Truth of Nature, Denver Art Museum, 20.10.2019–2.2.2020
Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020, Nr. 87
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, seit 5.9.2020
1886,
Jean-Baptiste Faure, Paris, vom Künstler erworben
1907, Galerie Durand-Ruel,
Paris
1908, Edmond Décap, Paris
um 1940, Maurice Barret-Décap,
Paris
o.D., Kahn-Sriber, Paris
1.7.1975, Sotheby Parke
Bernet, London, Los 33
um 1996, Privatsammlung, USA
Januar 2010, erworben aus Privatbesitz
Arsène Alexandre: Cl. Monet. His Career and Work, in: The Studio (März 1908), 87–106, Abb. S. 91
Fern-Panil: Petites expositions. De quelques tableaux de Manet et de Monet exposés chez Durand-Ruel, in: Le Soir (29.3.1906)
The Painting of France, since the French revolution, Ausst.-Kat. M. H. de Young Memorial Museum, San Francisco 1940, Nr. 100 (?, The Cliff at Etretat)
French painting from David to Toulouse-Lautrec. Loans from French and American Museums and collections, Ausst.-Kat. Metropolitan Museum of Art, New York 1941, Nr. 94, S. 31, Abb. S. 51
M. Rostand: Quelques amateurs de l'époque impressionniste, Paris (École du Louvre, Thesis, unveröffentlicht) 1955, S. 47
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 2, Lausanne 1979, S. 170, Abb. S. 171
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 5, Lausanne 1991, S. 99, 101
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 3, Köln 1996, Nr. 1018, S. 384, Abb. S. 383
Bernhard Echte und Walter Feilchenfeldt (Hrsg.): Kunstsalon Paul Cassirer. Die Ausstellungen 1905–1908, Bd. 3, Wädenswil 2013, Abb. S. 260
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 14, S. 59 f., Abb. S. 108
Monet. Orte, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, Nr. 87, Abb. S. 202
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 87, 170, 182, 272, Abb. S. 92 f., 272
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