Claude Monet
Strada Romana in Bordighera, 1884
Aktuell ausgestellt
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Öl auf Leinwand, 66 x 81,5 cm
Signiert und datiert unten rechts: 84 Claude Monet
Inv.-Nr. MB-Mon-14
Auch in Bordighera malte Claude Monet scheinbar willkürlich gewählte Ansichten. Bei diesem Blick auf die menschenleere Strada Romana zeigt der Maler keine pittoresken Sehenswürdigkeiten, sondern eine wie zufällig ausgewählte Straßenszene. Das eigentliche Bildthema sind das Licht und die Atmosphäre eines frühen Nachmittags im Süden.
Anfang 1884 brach Monet zu seinem ersten längeren Malausflug am Mittelmeer auf, wo er drei Monate in der italienischen Küstenstadt Bordighera, etwa zehn Kilometer östlich der französischen Grenze, verbrachte. Für den 43-jährigen Maler, der an die kühlen Tonalitäten der Normandie gewöhnt war, stellte das gleißende Licht des Südens eine willkommene Abwechslung dar, aber auch eine Herausforderung. In einem Brief an seinen Freund Théodore Duret beschrieb er die Landschaft als eine „märchenhafte Gegend“, klagte aber zugleich, dass er eine „Palette aus Diamanten und Edelsteinen“ bräuchte, um den Lichtstimmungen malerisch gerecht zu werden.
Wie oft bei der motivischen Umsetzung einer ihm bislang unbekannten Landschaft, musste sich Monet erst in die Umgebung einfinden und verbrachte ausgiebig Zeit mit der methodischen Erkundung des neuen Orts. War Monet mit seinen ersten Studien aufgrund der Farbwirkung unzufrieden, so berichtete er seiner Lebensgefährtin Alice bereits zwei Wochen nach seiner Ankunft: „Ich arbeite immer noch wie ein Verrückter, bin sehr fokussiert und sehr zufrieden mit mir: Ich mache Fortschritte, und meine ersten Bilder sind im Vergleich zu den letzten sehr schlecht. Jetzt, wo ich ein gutes Gespür für die Gegend habe, traue ich mir zu, alle Schattierungen von Rosa und Blau zu verwenden: Es ist märchenhaft, es ist köstlich.“
In seinen in Bordighera entstandenen Bildern konzentrierte sich Monet auf kleinere Gruppen von Motiven, die er in Variationen durchspielte. So malte er drei Ansichten der Strada Romana, die mit ihren imposanten Villen zu den bekanntesten touristischen Sehenswürdigkeiten gehörte. Eine hochaufragende Palme und üppig blühende exotische Sträucher dominieren den Vordergrund der Komposition, während die Wohnhäuser – die Villa Goffin zur Rechten und die Casa Rossa zur Linken – von der Vegetation weitgehend verdeckt werden. Dieses Zurücktreten der Architekturelemente zugunsten der mediterranen Flora findet sich in zahlreichen Bordighera-Bildern Monets, der sich in seinen Briefen wiederholt begeistert über die üppige Vegetation an der Riviera äußerte. Im Hintergrund ist die Bergkette der Alpen im nachmittäglichen Licht in vibrierenden Tönen aus zartem Rosa und Blau gestaltet.
Wie das Gemälde Villen in Bordighera (1884, Santa Barbara Museum of Art) fertigte Monet auch dieses Bild vor Ort als Pleinair-Komposition an. Eine weitere Ansicht der Strada Romana entstand wenig später in Giverny als Auftragsarbeit für die mit ihm befreundete Malerin Berthe Morisot und befindet sich heute im Besitz des Musée d’Orsay in Paris.
In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist das Bild aus der Sammlung Hasso Plattner mit der Werkverzeichnis-Nummer 855 versehen (Bd. 2, S. 319 f.).
Daniel Zamani
6e exposition internationale de peinture et de sculpture, Galerie Georges Petit, Paris, 8.5.–8.6.1887, Nr. 73
Claude Monet, Durand-Ruel Galleries, New York, 9.–23.12.1916, Nr. 7
Claude Monet Memorial Exhibition, Museum of Fine Arts, Boston, Januar–Februar 1927, Nr. 69
Monet and the Mediterranean, Kimbell Art Museum, Fort Worth, 8.6.–7.9.1997; Brooklyn Museum of Art, 10.10.1997–4.1.1998, Nr. 6
The Nahmad Collection, Kunsthaus Zürich, 21.10.2011–15.1.2012
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017
Claude Monet: The Truth of Nature, Denver Art Museum, 20.10.2019–2.2.2020
Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020, Nr. 106
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
Juni
1884, Galerie Durand-Ruel, Paris, wohl vom Künstler erworben
1884, Galerie Georges Petit,
Paris
o.D., Charles Viguier, Paris
4.5.1906, Galerie Georges
Petit, Paris, Sammlung Charles Viguier, Los 51
Galerie Georges Petit, Paris,
erworben auf o.g. Auktion
1911, Galerie Bernheim-Jeune,
Paris
1911, Lederlin
o.D., Galerie Rosenberg,
Paris
4.12.1916, Galerie
Durand-Ruel, Paris, erworben von o.g.
15.12.1916, Mrs. E. A. Faust,
erworben von o.g.
John Levy Galleries, New York
9.2.1922, E. W. Edwards,
Cincinnati, erworben von o.g.
o.D., William und Eleanor
Wood Prince, Chicago, erworben im Erbgang von o.g.
6.11.2008, Christie’s, New
York, Los 35, eingeliefert von o.g.
spätestens 2012, The Nahmad
Collection
Dezember 2014, erworben aus Privatbesitz
Gustave Geffroy: Salon de 1887. Hors du Salon: Claude Monet, in: La Justice (2.6.1887)
Octave Mirbeau: L'exposition internationale de la rue de Sèze, in: Gil Blas (13.5.1887)
Gustave Geffroy: Histoire de l'impressionnisme, in: La vie artistique 3,2 (1894), S. 71
Gustave Geffroy: Claude Monet. Sa vie, son temps, son œuvre, Bd. 4, Paris 1922, S. 273
Lionello Venturi: Les Archives de l’Impressionnisme, Paris/New York 1939, S. 281
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 2, Lausanne 1979, Nr. 855, S. 114, 253, Abb. S. 115
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 5, Lausanne 1991, S. 41, 102, D 280
Marianne Alphant: Claude Monet. Une vie dans le paysage, Paris 1993, S. 396
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 2, Köln 1996, Nr. 855, Abb. S. 319
Monet and the Mediterranean, Ausst.-Kat. Kimbell Art Museum, Fort Worth 1997, Nr. 6, S. 78, Abb. S. 79
The Nahmad Collection, Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, Zürich 2011, S. 46, 226, Abb. S. 47
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 88, S. 224 f., Abb. S. 228
Monet. Orte, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, Nr. 106, S. 220, Abb. S. 224
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 70, 270, Abb. S. 72, 270
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