Claude Monet
Bordighera, Italien, 1884
Aktuell ausgestellt
39 weitere Werke von Monet
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Öl auf Leinwand, 60 x 73 cm
Signiert und datiert unten rechts: Claude Monet 84
Inv.-Nr. MB-Mon-13
Claude Monet spielte mit den Ausschnitttechniken der Photographie. Bereits im 19. Jahrhundert vermarkteten Photographen die italienischen Küstenlandschaften massenhaft als Paesaggio italiano. Sie hatten auch die Rahmung des Landschaftsausschnitts durch Pinien populär gemacht. In der Nachfolge Monets reisten viele Maler ans Mittelmeer. Paul Signac und Henri-Edmond Cross ließen sich Anfang der 1890er Jahre dauerhaft dort nieder.
Nachdem sich Monet 1883 in Giverny niedergelassen hatte, nutzte er wiederholt mehrwöchige Malausflüge dazu, sein motivisches Repertoire zu erweitern. Strategisch wählte er touristisch aufstrebende Gegenden mit Wiedererkennungswert, was den Verkauf der Gemälde erleichterte. Eine seiner wichtigsten Malreisen dieser Jahre führte ihn Anfang 1884 in die italienische Küstenstadt Bordighera, wo er zwischen 18. Januar und 6. April über 30 südliche Landschaftsdarstellungen mittleren Formats en plein air anfertigte. Entdeckt hatte er die Gegend im Vorjahr auf einem Streifzug mit Pierre-Auguste Renoir und kurz nach seiner Rückkehr nach Giverny beschlossen, für einen längeren Aufenthalt allein dorthin zurückzukehren.
In Briefen an seine Lebensgefährtin Alice dokumentierte Monet seine Fortschritte bei der Arbeit und versicherte, dass er zwischen seinen Freilichtstudien jede freie Minute mit der Suche nach Motiven in und um Bordighera verbringe. Da Monet die Landschaften topographisch stets mit großer Präzision erfasste, war die Suche nach Perspektiven und Blickachsen, die sich für die Umsetzung in ein formal reizvolles Bild eigneten, ein zentraler Aspekt seiner Arbeit. Diese Komposition malte er von der Anhöhe der im Westen Bordigheras gelegenen Collina dei Mostaccini aus, von der sich der Blick auf die Altstadt und das dahinterliegende Meer öffnete. Die Silhouette der Steinbauten mit ihren rot leuchtenden Ziegeldächern umrahmen die gewundenen Stämme zweier Pinienbäume, die in kräftigen Grüntönen und unvermischtem Schwarz gestaltet sind. Im gleißenden Licht des Südens ist die Vegetation im Mittelgrund in einen violettfarbenen Dunstschleier gehüllt, während der Himmel in hellen Rosatönen gehalten ist.
Das Gemälde aus der Sammlung Hasso Plattner gehört zu einer Gruppe von 21 Bordighera-Bildern, die der Galerist Paul Durand-Ruel im Juni 1884 für die stolze Summe von 18 300 Franc en bloc kaufte. In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist es mit der Werkverzeichnis-Nummer 852 versehen (Bd. 2, S. 318 f.). Zwei eng verwandte Arbeiten, die ebenfalls den Blick auf Bordighera von der Collina dei Mostaccini aus zeigen, befinden sich heute im Armand Hammer Museum in Los Angeles sowie im Art Institute of Chicago.
Daniel Zamani
Monet, Galerie Bernheim-Jeune, Paris, 21.1.–2.2.1921, Nr. 15
Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
Juni
1884, Galerie Durand-Ruel, Paris, vom Künstler erworben
1890, Coquelin, Paris
20.5.1893, Galerie Georges
Petit, Paris, Sammlung Coquelin, Los 47
o.D., wohl Sam Salz, New York
o.D., The Kimball Collection,
Chicago
um 1962, Mr. und Mrs. André
Meyer, USA
wohl 1979, Privatsammlung
Januar 2020, erworben aus Privatbesitz
Georges Grappe: Claude Monet, Paris 1909, Abb. S. 58
Arsène Alexandre: Cl. Monet, Paris 1921, Abb. S. 82
Florent Fels: Cl. Monet, Paris 1925, Abb. S. 51
Lionello Venturi: Les Archives de l’Impressionnisme, Paris/New York 1939, S. 281
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 2, Lausanne 1979, Nr. 852, S. 114, 235, Abb. S. 115
Robert Gordin und Andrew Forge: Monet, New York 1983, Abb. S. 110
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 5, Lausanne 1991, S. 41
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 2, Köln 1996, Nr. 852, S. 318 f, Abb. S. 317
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 195, 270, Abb. S. 72, 270
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