Paul Signac
Mühle von Edam, 1896
Aktuell ausgestellt
3 weitere Werke von Signac
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Öl auf Leinwand, 65,2 x 81,4 cm
signiert und datiert unten links: P. Signac 96
Inv.-Nr. MB-Sig-04
Wie Claude Monet reiste Paul Signac nach Holland und malte dort pittoreske Motive. Nach zahlreichen Aquarellen in Edam am Ijsselmeer fertigte er dieses Gemälde im Atelier in Saint-Tropez. Signac trug die Farben mosaikartig auf. Sie bilden um die Sonne – Kraftlinien vergleichbar – konzentrische Kreise. Gras und Wolken erfasste er mit einem gitterartigen Farbauftrag.
Mitte der 1890er Jahre lösten sich Paul Signac und Henri-Edmond Cross von der rigiden Technik Georges Seurats, die ihre ersten Arbeiten im Stil des Neoimpressionismus geprägt hatte. Beide Maler empfanden die streng methodische Auffächerung der Bildfläche in winzige Farbtupfen zunehmend als zu „mechanisch“. Stattdessen strebten sie einen freieren, spielerischen Umgang mit dem Verfahren an, ohne sich von der Grundmethodik der Farbzerlegung trennen zu wollen. In einem Tagebucheintrag vom September 1895 vermerkte Signac: „Immer mehr weicht die Technik dem Gefühl. Wir verlassen die harte und notwendige Zeit der Analyse, wo sich alle unsere Versuche untereinander ähnelten, um zu einer Phase der individuellen und vielgestaltigen Kunstschöpfung vorzustoßen.“Das Werk Mühle von Edam entstand Anfang 1896 nach einer Reise in die Niederlande, die er mit seinem Freund und Künstlerkollegen Théo van Rysselberghe unternahm. Sie war vermutlich Signacs Vorbild Claude Monet geschuldet, der 1871 mehrere Monate in Zaandam verbracht und dort eine umfangreiche Werkgruppe typisch holländischer Sujets angefertigt hatte. Das von Violetttönen dominierte Farbschema wird durch den Rasenstreifen im Bildvordergrund sowie die in Grün artikulierten Architekturelemente entlang der Mühle unterbrochen. Einen weiteren Akzent setzt die gelb leuchtende Sonnenkugel in der rechten oberen Ecke, die einen farbigen Widerhall in der Ausgestaltung von Himmel und Wasserfläche findet. Dem traditionellen Motiv der Windmühle steht die hochmoderne eiserne Klappbrücke rechts gegenüber – ein Indiz für den technischen Fortschritt, dessen Anzeichen auch viele seiner neoimpressionistischen Kollegen in ihre Landschaftsdarstellungen integrierten.
Drei Jahre nach der Entstehung dieses Werks veröffentlichte Signac seine Abhandlung Von Eugène Delacroix zum Neoimpressionismus, mit der er zum führenden Theoretiker des Pointillismus avancierte. In einer zentralen Stelle des Buchs definierte er die Ziele der Bewegung anspruchsvoll: „Der Neoimpressionismus verbürgt durch das Ausschließen jeder trübenden Mischung, durch die alleinige Anwendung der optischen Mischung reiner Farben, durch systematische Zerlegung der Farbe und das Beobachten der wissenschaftlichen Farbentheorie – ein Höchstes an Leuchtkraft, an Farbe und Harmonie, wie es vordem nicht erreicht worden ist.“
In dem von Françoise Cachin und Marina Ferretti-Bocquillon erstellten Catalogue raisonné zu Signacs Gemälden ist Mühle von Edam mit der Werkverzeichnis-Nummer 294 versehen. Eine weitere, eng verwandte Version des Motivs stellte Signac 1898 fertig. Sie trägt die Werkverzeichnis-Nummer 317.
Daniel Zamani
Maîtres français, Galerie Georges Moos, Genf, Mai 1946, Nr. 38
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
17.4.1897,
Pierre Lagarde, Paris, vom Künstler erworben
27.3.1931, Hôtel Drouot,
Paris, Los 94
M. Wormser, Paris, erworben
auf o.g. Auktion
bis spätestens 1932, Gaston Lévy,
Paris
8.5.1948, Galerie Georges
Moos, Genf, Los 214
o.D., Jean Dreyfus-Graf,
Schweiz
31.7.1950, M. Knoedler, New
York, erworben von o.g., Inv.-Nr. A4410
21.2.1951, Hugues Le Gallais,
New York und Washington, D. C., erworben von o.g.
19.3.1958, Sotheby Parke
Bernet, New York, Los 61
Francois L. und Meta Schwarz,
New York, erworben auf o.g. Auktion
6.11.2001, Christie’s, New York,
Los 37
Privatsammlung, erworben auf o.g.
Auktion
o.D., Privatsammlung,
Italien, erworben im Erbgang von o.g.
5.2.2020, Christie’s, London,
Los 12, eingeliefert von o.g.
Paul Signac: Cahier d'opus 1887–1902 (Werkliste des Künstlers), (Le moulin d'Edam)
Paul Signac: Cahier manuscrit 1902–1909 (Werkliste des Künstlers), (Le moulin d'Edam)
Gaston Lévy und Paul Signac: Pré-catalogue 1929–1932 (Werkkatalog des Künstlers), S. 294, Abb. S. 294
Maîtres français, Ausst.-Kat. Galerie Georges Moos, Genf 1946, Nr. 38 (Moulin à vent)
J. Focarino: Privately Owned Paintings and Drawings from the Collection of François L. Schwarz, New York 1974, S. 62, Abb. S. 63 (Windmill in Holland)
Françoise Cachin und Marina Ferretti-Bocquillon: Signac. Catalogue raisonné de l'œuvre peint, Paris 2000, Nr. 294, S. 226, Abb. S. 226
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 231, 278, Abb. S. 228 f., 278
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