Paul Signac
Klipper, Opus 155, 1887
Aktuell ausgestellt
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Öl auf Leinwand, 46 x 55 cm
Signiert und datiert unten links: P. Signac 87; bezeichnet unten rechts: Op. 155
Inv.-Nr. MB-Sig-02
Spiegelnde Wasserflächen waren das Hauptthema von Paul Signac. In diesem frühen neoimpressionistischen Gemälde fokussierte er einen von zwei Brücken eingerahmten Abschnitt der Seine in seinem Heimatort Asnières bei Argenteuil. In der Auseinandersetzung mit der impressionistischen Motivwelt entwickelte Signac das pointillistische Verfahren.
Mit dem Aufkommen des Neoimpressionismus um Georges Seurat hatten die Jahre von 1884 bis 1886 einen Wendepunkt in der Entwicklung der französischen Malerei markiert, der auch Signacs Œuvre beeinflussen sollte. Waren seine Arbeiten der frühen 1880er Jahre wie Port-en-Bessin dem Vorbild Claude Monets verpflichtet, belegt Klipper seine Hinwendung zur Malerei Georges Seurats, der mit seinem großformatigen Schlüsselwerk Ein Sonntagnachmittag auf der Insel La Grande Jatte (1884–1886, The Art Institute of Chicago) die Technik des Divisionismus begründet hatte: die methodische Zerlegung der Bildfläche in eine Vielzahl einzelner, punktförmiger Farbtupfen. Als das Bild 1886 gemeinsam mit stilistisch verwandten Arbeiten von Signac sowie Camille und Lucien Pissarro in einem Raum auf der achten und letzten Impressionisten-Ausstellung in Paris gezeigt wurde, prägte der Kritiker Félix Fénéon den Begriff „néo-impressionniste“. Der Terminus wurde bald geläufig und teils als logische Weiterentwicklung, teils als radikale Abkehr von den Prämissen des Impressionismus gewertet. Wie sein Kollege Camille Pissarro verstand auch Signac den Neoimpressionismus als eine Stilrichtung, die wissenschaftlich untermauert war und die subjektive Sinneswahrnehmung durch eine auf Farbtheorien und optischer Lehre aufbauende Grundlage ersetzte. Einflussreich war in diesem Zusammenhang Charles Blancs Abhandlung Grammaire des arts du dessin von 1867 mit ihrem Fokus auf die visuelle Reizkraft von ausgeprägten Farbkontrasten.
Klipper von 1887 gehört zu Signacs ersten Kompositionen im divisionistischen Stil und zeigt die Seine bei Asnières, wo auch Seurats erste pointillistische Landschaftsbilder entstanden waren. Die parallel zueinander gelegenen Brückenbauten, die Signacs Komposition einrahmen, malten im gleichen Jahr auch Künstler wie Vincent van Gogh (Die Seine-Brücken bei Asnières, Sammlung Bührle, Zürich) und Émile Bernard (Eisenbrücken, Asnières, The Museum of Modern Art, New York). Der Fokus auf eine von Booten animierte Flusslandschaft vor dem Hintergrund hochmodernder Industriearchitektur erinnert an impressionistische Darstellungen der Seine wie etwa Claude Monets Die Brücke bei Argenteuil von 1874 (National Gallery of Art, Washington). Stilistisch zeigt sich der Einfluss Seurats in den sorgfältig herausgearbeiteten Farbkontrasten zwischen Rosa und Blau, wobei die punktartige Bildgestaltung des Neoimpressionismus – das sogenannte pointillé – in der Ausgestaltung des Himmels im oberen Drittel der Komposition hervortritt. Das Orangerot des Segelboots setzt einen starken farbigen Akzent, während der leicht schräg hinaufragende Mast die Darstellung dynamisiert und der Statik der horizontalen Bildgliederung visuell entgegenwirkt.
In dem von Françoise Cachin und Marina Ferretti-Bocquillon erstellten Catalogue raisonné zu Signacs Gemälden ist Klipper mit der Werkverzeichnis-Nummer 141 versehen.
Daniel Zamani
5e Exposition des XX, Musée d’Art Moderne, Brüssel 1888, Nr. 2
Important XIX & XX Century Paintings and Sculpture, Lefevre Gallery, London, 20.11.–20.12.1975, Nr. 13
Seurat and the Bathers, The National Gallery, London, 2.7.–28.9.1997, Nr. 90
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
o.D.,
Mme Gustave Kahn, Paris
o.D., Galerie Le Barc de
Boutteville, Paris
o.D., Ernest Chausson,
erworben von o.g.
5.6.1936, Hôtel Drouot,
Paris, Sammlung Mme Chausson, Los 40
o.D., Pierre Delebart, Paris
o.D., Edward Speelman, London
20.7.1960, Privatsammlung,
Europa, erworben von o.g.
1976, wohl Alex Reid & Lefevre
(The Lefevre Gallery), London, in Kommision
11.5.1999, Sotheby’s, New
York, Los 115, eingeliefert von europäischer Privatsammlung
Privatsammlung, Kalifornien,
erworben auf o.g. Auktion
7.5.2008, Sotheby’s, New
York, Los 9, eingeliefert von o.g.
A. Alfred Taubman, erworben
auf o.g. Auktion
4.11.2015, Sotheby’s, New
York, Sammlung A. Alfred Taubman, Los 30
Richard Thomson: Van Gogh in Paris. the Fortifications Drawings of 1887, in: Jong Holland (September 1984), Abb. S. 5
Important XIX & XX Century Paintings and Sculpture, Ausst.-Kat. The Lefevre Gallery, London 1975
Seurat and the Bathers, Ausst.-Kat. National Gallery, London 1997
Françoise Cachin und Marina Ferretti-Bocquillon: Signac. Catalogue raisonné de l'œuvre peint, Paris 2000, Nr. 141, S. 180, Abb. S. 95, 180
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 35, S. 132, Abb. S. 141
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 187, 223, 225, 277, Abb. S. 224, 277
Van Gogh and the Avant-Garde. Along the Seine, Ausst.-Kat. The Art Institute, Chicago 2023, Nr. 92, S. 121, Abb. S. 16, 122
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