Camille Pissarro
Garten und Hühnerstall von Octave Mirbeau, Les Damps, 1892
Aktuell ausgestellt
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Öl auf Leinwand, 73,3 x 92 cm
Signiert und datiert unten links: C. Pissarro. 1892.
Inv.-Nr. MB-Pis-03
Der Schriftsteller Octave Mirbeau, ein enger Freund von Claude Monet und Camille Pissarro, teilte die Begeisterung für Gärten. Pissarro malte den von ihm angelegten Blumengarten in Les Damps in der Normandie als Feier der Farben. Diese bürgerliche Idylle steht im Gegensatz zu Mirbeaus antiautoritären und antibürgerlichen Schriften.
Im September 1892 verbrachte Camille Pissarro zwei Wochen als Gast im Landhaus des Schriftstellers Octave Mirbeau, das in Les Damps im nordfranzösischen Departement Eure gelegen war. Neben seiner Tätigkeit als Romancier und Dramatiker hatte sich Mirbeau auch als Kunstkritiker hervorgetan, insbesondere als Kenner des Impressionismus. Wie sein Kollege Claude Monet war auch Pissarro mit Mirbeau befreundet, mit dem er eine rege Korrespondenz unterhielt. Zudem verband sie eine Sympathie für die Ideen der anarchistischen Bewegung, die sie in ihr schriftstellerisches bzw. malerisches Werk übertrugen.
Während seines Aufenthalts bei Mirbeau arbeitete Pissarro an vier großformatigen Ansichten seines Hausgartens – eine Leidenschaft, die dieser mit Monet teilte, mit dem er sich über Fragen moderner Hortikultur austauschte. In Pissarros Darstellung erscheint die Blütenpracht des Gartens im hellen Licht eines herbstlichen Nachmittags. Kräftige Akzente in Rot, Pink, Rosa, Gelb und Orange stechen aus der von Grün dominierten Komposition hervor. Motive, die auf menschliche Nähe hindeuten – Pflanzengitter und Hühnerstall –, treten hinter dem üppigen Wachstum zurück, in das der schmale, rosafarbene Pfad rechts dem Betrachter bildlich wie metaphorisch Zugang gewährt.
Zur Entstehungszeit des Gemäldes hatte sich das Gartenmotiv in der Kunst der Impressionisten als Symbol für die vollkommene Harmonie zwischen Mensch und Natur etabliert – ein Kerngedanke der anarchistischen Literatur, mit dem sowohl Mirbeau wie Pissarro vertraut waren und den später auch Vertreter des Neoimpressionismus wie Paul Signac und Henri-Edmond Cross in ihren Werken aufgreifen sollten. Im März 1893 war Pissarros Gemälde mit seinen drei weiteren Ansichten von Mirbeaus Garten auf einer groß angelegten Einzelausstellung in der Pariser Galerie von Paul Durand-Ruel zu sehen, wo sie unter dem Titel Série de jardins gezeigt wurden.
In dem von Joachim Pissarro und Claire Durand-Ruel Snollaerts erstellten dreibändigen Catalogue raisonné zu Pissarros Gemäldes ist Garten und Hühnerstall von Octave Mirbeau, Les Damps mit der Werkverzeichnis-Nummer 955 versehen (Bd. 3, S. 626).
Daniel Zamani
Exposition d'œuvres récentes de Camille Pissarro, Galerie Durand-Ruel, Paris, 15.–30.3.1893, Nr. 29 (Poulailler)
Four Masters of Impressionism, Acquavella Galleries, New York, 24.10.–30.11.1968, Nr. 64
Retrospective Camille Pissarro, Isetan Museum of Art, Tokio, 9.3.–9.4.1984; Fukuoka Art Museum, 25.4.–20.5.1984; Kyoto Municipal Museum of Art, 26.5.–1.7.1984 , Nr. 44
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
Côté jardin. De Monet à Bonnard, Musée des impressionnismes, Giverny, 1.4.–1.11.2021
3.12.1892,
Galerie Durand-Ruel, Paris, vom Künstler erworben
Juni 1897, Durand-Ruel
Galleries, New York, erworben von o.g., bis mindestens 1949
o.D., Privatsammlung, Schweiz
o.D., Maurice Ferrier, Genf
um 1968, Acquavella
Galleries, New York
1978, Irwin H. Kramer und
Terry Allen Kramer, Philadelphia, erworben von o.g.
11.11.2019, Christie’s, New
York, Los 9a, eingeliefert von o.g.
Exposition d'œuvres récentes de Camille Pissarro, Ausst.-Kat. Galerie Durand-Ruel, Paris 1893, Nr. 29
Ludovic Rodo Pissarro und Lionello Venturi: Camille Pissarro. Son art – son œuvre, Paris 1939, Nr. 808, S. 194, Tafel 166
Four Masters of Impressionism, Ausst.-Kat. Acquavella Galleries, New York 1968, Nr. 64
Retrospective Camille Pissarro, Ausst.-Kat. Isetan Museum of Art, Tokio 1984, Nr. 44
Janine Bailly-Herzberg (Hrsg.): Correspondance de Camille Pissarro, Bd. 3 (1891–1894), Paris 1988, S. 250 (Nr. 807), 257 f. (Nr. 816), 260 f. (Nr. 818), 269 (Nr. 827), 269 f. (Nr. 828)
Pierre Michel und Jean-François Nivet (Hrsg.): Octave Mirbeau. Correspondance avec Camille Pissarro, Charente 1990, Nr. 58, S. 136
Martha Ward: Pissarro. Neo-Impressionism and the Spaces of the Avant-Garde, Chicago 1996, S. 254
Joachim Pissarro und Claire Durand-Ruel Snollaerts: Pissarro. Critical Catalogue of Paintings, Bd. 3, Mailand 2005, Nr. 955, S. 626, Abb. S. 626
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 275, Abb. S. 61, 275
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