Claude Monet
Seerosen, 1914–1917
Aktuell ausgestellt
39 weitere Werke von Monet
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Öl auf Leinwand, 200 x 200 cm
Unten links Signatur gestempelt: Claude Monet
Inv.-Nr. MB-Mon-33
In Giverny ließ Claude Monet 1893 einen Wassergarten gestalten, der von japanischen Vorbildern inspiriert war. Fast 30 Jahre widmete er sich nahezu ausschließlich dem Motiv des mit Seerosen bepflanzten Teichs. Das Fehlen eines Horizonts und räumlicher Tiefe vermittelt etwas Grenzenloses. Damit sowie mit der freien Pinselführung und dem expressiven Kolorit wurde Monet zum Wegbereiter der Abstraktion im 20. Jahrhundert.
Schon vor seinem Umzug nach Giverny war Claude Monet leidenschaftlicher Hobbygärtner, und sowohl in Argenteuil als auch in Vétheuil waren die liebevoll gepflegten Hausgärten ein wichtiges Motiv seines künstlerischen Repertoires. Doch erst in Giverny konnte er die Praxis der Freilichtmalerei mit den Annehmlichkeiten eines gut ausgestatteten Ateliers verbinden. Nachdem Monet 1890 das Landgut Le Pressoir (Die Apfelpresse) erworben hatte, konzentrierte er sich zunächst auf die Umgestaltung des sogenannten Clos norman, eines für die Normandie typischen Bauerngartens mit Gemüse und Obst, der von einer Mauer umgeben war, und legte üppig bepflanzte Blumenbeete an. Ein komplexeres Unterfangen war die Anlage eines opulenten Wassergartens, die er ab 1893 energisch vorantrieb. Monet hatte ein an seinen Besitz angrenzendes Stück Land erworben, auf dem er einen künstlichen Teich anlegte. Das aus fließendem Gewässer gespeiste Becken war ideal für die Kultivierung von heimischen wie exotischen Pflanzen, darunter zahlreiche Seerosenarten. Mit Ausnahme der 37 Kompositionen, die Monet 1908 in Venedig anfertigte, entstanden nach 1903 keine Bilder mehr außerhalb seines Gartens in Giverny. Mit mehr als 200 dokumentierten Variationen bilden die Nymphéas die größte Werkreihe seines Œuvres von rund 2050 Gemälden. Sie gelten heute als Inbegriff der impressionistischen Malerei schlechthin. In einem Gespräch mit dem Schriftsteller Marc Elder äußerte Monet in den 1920er Jahren: „Ich habe lange gebraucht, um meine Seerosen zu verstehen. Ich hatte sie zu meinem Vergnügen gepflanzt, hatte sie angelegt, ohne daran zu denken, sie zu malen. Eine Landschaft erschließt sich einem nicht an einem einzigen Tag. Und dann, auf einmal, haben sich mir die Zaubereien meines Teichs offenbart. Ich habe zur Palette gegriffen. […] Seit dieser Zeit hatte ich kaum ein anderes Motiv.“
Diese großformatige, quadratisch angelegte Komposition gehört zu einer Reihe von etwa 40 verwandten Seerosenbildern, die Monet vermutlich zwischen 1914 und 1917 anfertigte und die sich durch ihre expressive Pinselführung mit breiten Texturen und abstrakter Farbgestaltung auszeichnen. Die auffälligen weißen Ränder und das Weglassen der Signatur müssen keineswegs darauf hindeuten, dass Monet die Arbeit unvollendet gelassen hat und als unfertige Studie betrachtete. Im Gegenteil signierte und datierte der Künstler seine Arbeiten häufig erst, wenn sie zum Verkauf standen oder auf einer Ausstellung gezeigt werden sollten. Aus dieser Reihe der Nymphéas stellte Monet mit wenigen Ausnahmen zeitlebens jedoch kaum Bilder aus und verkaufte nur ein einziges. Sie verblieben in seinem Atelier in Giverny und gingen nach seinem Tod in den Besitz seines Sohnes Michel über. Der von Sacha Guitry produzierte Film Ceux de chez nous („Jene aus unserem Land“, 1915) zeigt eine etwa zweiminütige Sequenz, in der Monet beim Malen dieser Arbeit vor dem Teich zu sehen ist.
1955 erwarb das Museum of Modern Art in New York als eines der ersten Museen ein Gemälde Monets aus dieser Werkreihe, das jedoch drei Jahre später bei einem Brand zerstört wurde. Weitere Variationen aus dieser Gruppe großformatiger Seerosenbilder befinden sich heute u. a. im Portland Art Museum in Oregon sowie dem National Museum of Western Art in Tokio. In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist das Bild aus der Sammlung Hasso Plattner mit der Werkverzeichnis-Nummer 1803 versehen (Bd. 4, S. 851).
Daniel Zamani
Impressionisten. Monet, Pissarro, Sisley, Vorläufer und Zeitgenossen, Kunsthalle Basel, 3.9.–20.11.1949, Nr. 209
Monet, Kunsthaus Zürich, 10.5.–15.6.1952, Nr. 114
Claude Monet. Nymphéas, Kunstmuseum Basel, 20.7.–19.10.1986, Nr. 35
Monet in the 20th Century, Museum of Fine Arts, Boston, 20.9.–27.12.1998; Royal Academy of Arts, London, 23.1.–18.4.1999, Nr. 60
Claude Monet 1840–1926. A tribute to Daniel Wildenstein and Katia Granoff, Wildenstein, New York, 27.4.–15.6.2007, Nr. 57
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017
Claude Monet: The Truth of Nature, Denver Art Museum, 20.10.2019–2.2.2020
Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020, Nr. 128
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
o.D.,
Michel Monet, Giverny, erworben im Erbgang vom Vater
1949, Privatsammlung,
erworben von o.g.
1982, Walter Schiess, Basel
3.12.1991, Sotheby’s, London,
Los 24, unverkauft
o.D., Privatsammlung, Schweiz
April 2001, Kunsthandel,
erworben von o.g.
Claude Monet 1840–1926, Ausst.-Kat. Zürich 1952, Nr. 114
Denis Rouart und Jean-Dominique Rey: Monet. Nymphéas ou les miroirs du temps. Suivi d’un catalogue raisonné par Robert Maillard, Paris 1972, Abb. S. 185
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 4, Lausanne 1985, Nr. 1803, S. 258, Abb. S. 259
Claude Monet. Nymphéas. Impression, Vision, Ausst.-Kat. Kunstmuseum, Basel 1986, Nr. 35, S. 175, Abb. S. 35
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 4, Köln 1996, Nr. 1803, S. 851 f., Abb. S. 851
Monet in the 20th Century, Ausst.-Kat. Museum of Fine Arts, Boston 1998, Nr. 60, S. 60, 192, 218, 252, Abb. S. 195
Claude Monet 1840–1926. A tribute to Daniel Wildenstein and Katia Granoff, Ausst.-Kat. Wildenstein, New York 2007, S. 57
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 68, S. 18, 76, 158, 188, Abb. S. 186, 197
Monet. Orte, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, Nr. 128, Abb. S. 253
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 213, 274, Abb. S. 219, 274
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