Claude Monet
Der Palazzo Ducale, 1908
Aktuell ausgestellt
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Öl auf Leinwand, 57 x 92 cm
Signiert und datiert unten links: Claude Monet 1908
Inv.-Nr. MB-Mon-32
Der Dogenpalast ist klar konturiert, während die weiteren Bauten am Canal Grande und den Campanile di San Marco ein Nebelschleier umhüllt. Die im Schatten liegenden Anlegepfähle rechts – die sogenannten pali – verstärken die Tiefenwirkung des Bildraums. Dieser erinnert mit seinen atmosphärischen Farbabstufungen an Gemälde William Turners, die Claude Monet in London studiert hatte.
Mit seinem zehnwöchigen Aufenthalt in Venedig 1908 folgte Claude Monet einer Einladung der amerikanischen Mäzenin Mary Young Hunter, die er um 1900 in London kennengelernt hatte. Vermutlich spielte auch die kunsthistorische Bedeutung der Stadt eine Rolle, die einige von Monets wichtigsten Vorbildern festgehalten hatten, darunter William Turner und Eugène Boudin. Für seinen Aufenthalt hatte Monet mehrere Reiseführer erworben, darunter den Guide Joanne für Italien in der Neuauflage von 1907 sowie Pierre Gusmans reich illustriertes Buch Venise aus der Reihe „Les Villes d’art célèbres“ (Berühmte Kunststädte) von 1902. Viele Ansichten, denen Monet in Venedig nachspürte, fanden sich nicht nur in Gusmans Buch, sondern waren durch Gemälde berühmter Künstler, Graphiken, Postkarten und Amateurphotographien bekannt.
Zu den berühmtesten Gebäuden der Stadt zählte der Palazzo Ducale, der Regierungssitz der venezianischen Republik. Der monumentale Palast mit seiner creme- und rosafarbenen Marmorfassade und die umliegenden Palazzi entlang des Bacino San Marco und der nördlichen Seite des Canal Grande hatten zu den Standardmotiven der Vedutenmalerei des 18. Jahrhunderts gehört. Monet hielt das Gebäude in zehn Bildern fest.
Dies ist die einzige Darstellung, bei der Monet den Blick in Richtung Westen wandte. Rechts sind die Ponte della Paglia und die danebengelegenen Gefängnisbauten, die sogenannten Prigioni, zu sehen. Die zwei orange leuchtenden Marmorsäulen im Mittelgrund markieren den Eingang zur Piazza di San Marco, deren Campanile in zarten Rosatönen über dem Palazzo Ducale hervorragt. Die diagonale Ausrichtung der Palazzi erzeugt ein dynamisches Moment, das für Monets venezianische Bilder untypisch ist. Sind die Gebäude rechts mit architektonischer Präzision erfasst, so verblasst der Hintergrund in undeutlichen Dunstschwaden. Eine einzige, in flüchtigen schwarzen Strichen umrissene Gondel belebt den sonst menschenleeren Bildraum. Die Anlegepfähle im Vordergrund rechts vermitteln den Eindruck räumlicher Tiefe.
Während sich Monets Standort bei allen anderen seiner in Venedig entstandenen Kompositionen feststellen lässt, ist der Blickpunkt hier unklar. Die dunkle Fläche vorne links könnte das Ende eines Pontons darstellen, der in der Lagune etwa in Höhe der Kirche San Giorgio Maggiore gelegen haben müsste. Eine solch mobile Struktur könnte die äußerst flüchtige Malweise erklären sowie Monets Entschluss, das Motiv nur einmal und nicht wie für sein damaliges Arbeiten typisch in mehreren Variationen umzusetzen.
In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist Der Palazzo Ducale mit der Werkverzeichnis-Nummer 1770 versehen (Bd. 4, S. 832 f.).
Daniel Zamani
Erste Sonderausstellung in Berlin, Tannhauser, Berlin, 9.1.–Februar 1927; München und Luzern, 1927, Nr. 162
Claude Monet, Tannhauser, Berlin, 15.2.–Februar 1928, Nr. 67
Venedig. Stadt der Künstler, Bucerius Kunst Forum, Hamburg, 1.10.2016–15.1.2017
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017
Claude Monet: The Truth of Nature, Denver Art Museum, 20.10.2019–2.2.2020
Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020, Nr. 111
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
o.D.,
wohl Galerie Bernheim-Jeune, Paris
o.D., Dr. Hans Wendland,
Paris, Berlin und Basel
4.9.1924, Galerie
Thannhauser, Berlin, erworben von o.g.
1.4.1926, Erich Goeritz,
Berlin, erworben von o.g., bis mindestens März 1928
o.D., Jakob Goldschmidt (1882–1955),
Berlin
18.2.1941, Deutsches Reich,
beschlagnahmt von o.g.
25.9.1941, Hans W. Lange,
Berlin, ehemalige Sammlung J. G., Los 43
Vereinigte Stahlwerke,
erworben auf o.g. Auktion
1941, Dr. Albert Vögler,
Hamburg, erworben durch Schenkung von o.g.
nach 1945, Helene Vögler und
J. von Martius, Hattingen, erworben im Erbgang von o.g.
9.2.1960, Erwin Goldschmidt,
New York, restituiert durch o.g.
o.D., Anthony Goldschmidt,
erworben im Erbgang von o.g.
5.5.2015, Sotheby’s, New
York, Los 40, eingeliefert von o. g
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 4, Lausanne 1985, Nr. 1770, S. 246, Abb. S. 247
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 4, Köln 1996, Nr. 1770, S. 832 f., Abb. S. 832
Venedig. Stadt der Künstler, Ausst.-Kat. Bucerius Kunst Forum, Hamburg 2016, Nr. 83, S. 167, Abb. S. 167
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 91, S. 226, Abb. S. 231
Monet. Orte, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, Nr. 111, Abb. S. 229
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 70, 183, 186, 273, Abb. S. 184 f., 273
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