Claude Monet
Der Rio della Salute, 1908
Aktuell ausgestellt
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Öl auf Leinwand, 81 x 65 cm
Signiert und datiert unten links: Claude Monet 1908
Inv.-Nr. MB-Mon-30
Wie viele Maler hatte Venedig auch Claude Monet in den Bann geschlagen. Während seines zehnwöchigen Aufenthalts 1908 fertigte er 37 Gemälde: die letzte Werkreihe, die außerhalb seines Gartens in Giverny entstand. Monet interessierte das momenthafte Zusammentreffen mehrfarbiger Häuser, Brücken und leuchtender Wasserflächen.
Im Herbst und Winter 1908 hielt sich Monet zehn Wochen in Venedig auf – einer Stadt, die wie kaum eine andere Generationen von Künstlern vor ihm in den Bann gezogen hatte. Neben den berühmten Vedutenmalern des 18. Jahrhunderts wie Canaletto oder Bellotto hatten die Palast- und Kirchenbauten entlang der Kanäle zahlreiche Maler festgehalten, mit deren Werk Monet bestens vertraut war: Vorbilder wie William Turner und James McNeill Whistler sowie französische Kollegen wie Eugène Boudin, Pierre-Auguste Renoir, Henri-Edmond Cross und Paul Signac. Der Aufenthalt in Venedig war Monets letzte Auslandsreise, und die 37 dort entstandenen Stadtansichten sind die letzte Werkreihe, die er nach 1903 außerhalb seines Gartens in Giverny schuf. Wie zuvor in den Arbeiten, die auf seinen Reisen nach London zwischen 1899 und 1901 entstanden, lag Monets Fokus auf dem momenthaften Zusammentreffen architektonischer Strukturen und leuchtender Wasserflächen. In seinen Briefen schrieb er begeistert von dem „einzigartigen Licht“, das Venedig auszeichne. Neben den weitläufigen Wasserflächen waren auch die polychromen Steinbauten mit ihren ornamentalen Fassaden geeignet, subtilsten farbigen Reflexionen nachzugehen.
In seinen venezianischen Bildern beschränkte sich Monet auf wenige Motive, die er während des stets gleichen Zeitfensters und vom gleichen Standpunkt aus in den Blick nahm. Viele von ihnen zeigen prominente Gebäude – etwa den Palazzo Contarini oder den Palazzo Ducale –, diese Komposition gehört zu einer Gruppe von drei Arbeiten, in denen er ein weniger bekanntes Motiv in den Blick nahm: den Rio della Salute, einen Kanal, der seinen Namen der nahegelegenen Barockkirche Santa Maria della Salute verdankt.
Wie viele seiner Darstellungen des Palazzo Ducale malte Monet auch seine Ansichten des Rio della Salute vom Kanal aus. Mehrfach ließ er sich von einem Gondoliere an die gleiche Stelle hinausfahren. Im gleißenden Licht des Nachmittags sind Steinbrücke und Wohnhäuser in einen diffusen Dunstschleier gehüllt, architektonische Details wie die Verzierungen entlang der Fenster und Balkone jedoch deutlich herausgearbeitet. Im Hintergrund rechts lugt kaum sichtbar die Apsis der Kirche San Gregorio hervor. Wie seine Darstellungen der Londoner Themsebrücken sind auch Monets venezianische Stadtansichten Wasserlandschaften. „Paysages d’eau“ nannte er diese Werkreihe. So lautete auch der Untertitel seiner Seerosen-Ausstellung, die ein Jahr nach seiner Venedigreise in der Galerie Paul Durand-Ruel stattfand.
In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist das Bild aus der Sammlung Hasso Plattner mit der Werkverzeichnis-Nummer 1762 versehen (Bd. 4, S. 827). Eine weitere Variation des Motivs befindet sich heute im Bestand des Pola Museum of Art in Hakone.
Daniel Zamani
Claude Monet. Venise, Galerie Bernheim-Jeune, Paris, 28.5.–8.6.1912, Nr. 23
Claude Monet, Galerie Durand-Ruel, Paris, 2.–21.3.1914, Nr. 8
French Paintings loaned by Durand-Ruel, Taylor Art Gallery, Vassar College, Poughkeepsie, Februar 1925
Inaugural Exhibition, Art Gallery, Toronto, 29.1.–28.2.1926
International Exhibition, Carnegie Institute, Pittsburgh, September–Oktober 1926
The Nahmad Collection, Kunsthaus Zürich, 21.10.2011–15.1.2012
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017
Claude Monet: The Truth of Nature, Denver Art Museum, 20.10.2019–2.2.2020
Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020, Nr. 110
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
10.4.1912,
Galerie Bernheim-Jeune und Galerie Durand-Ruel, Paris
1.6.1912, Galerie Durand-Ruel,
Paris
6.4.1954, Galerie Charpentier,
Paris, Los 54
o.D., O’Hana, London
o.D., Clariça Davidson, London
o.D., Marlborough-Gerson
Gallery, New York
1965, Mr. und Mrs. John
Mosler, New York
5.11.1981, Sotheby Parke
Bernet, New York, Los 183b
o.D., Mr. und Mrs. Seward
Johnson, Princeton
o.D., Yoyoi Gallery, Tokio
14.5.1985, Sotheby’s, New
York, Los 39
Privatsammlung, London,
erworben auf o.g. Auktion
28.11.1995, Christie’s,
London, Los 14, unverkauft
1995, Privatsammlung
6.5.2008, Christie’s, New
York, Los 17, eingeliefert von o.g., unverkauft
2012, The Nahmad Collection
April 2013, erworben aus Privatbesitz
Arsène Alexandre: La vie artistique, Claude Monet et Venise, in: Le Figaro (29.5.1912), S. 4
Gustave Geffroy: La Venise de Claude Monet, in: La Dépêche (30.5.1912), S. 1
Henri Genet: Beaux-Arts et Curiosité. Les 'Venise' de Claude Monet, in: L'Opinion (1.6.1912), S. 698
Georges Lecomte: Un radieux poème à la gloire de Venise, in: Le Matin (3.6.1912), S. 6
André Michel: Promenades aux Salons VI, in: Journal des Débats (5.6.1912), S. 1
Beaux-Arts et Curiosité. Venise vue par Claude Monet, in: Le Temps (11.6.1912), S. 4
Claude Monet. Venise, Ausst.-Kat. Galerie Bernheim-Jeune, Paris 1912, Nr. 23
Gustave Geffroy: Claude Monet. Sa vie, son temps, son œuvre, Bd. 4, Paris 1922, S. 318
Grace Seiberling: Monet's Series, New York/London 1981, Nr. 22, S. 210, Abb. S. 381
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 4, Lausanne 1985, Nr. 1762, S. 384, Abb. S. 243
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 5, Lausanne 1991, S. 53
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 4, Köln 1996, Nr. 1762, S. 827, Abb. S. 827
The Nahmad Collection, Ausst.-Kat. Kunsthaus Zürich, Zürich 2011, S. 44, 226, Abb. S. 45
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 90, S. 226, Abb. S. 230
Monet. Orte, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, Nr. 110, Abb. S. 228
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 70, 273, Abb. S. 71, 273
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