Claude Monet
Eisschollen in Bennecourt, 1893
Aktuell ausgestellt
39 weitere Werke von Monet
Link kopieren
Öl auf Leinwand, 60 x 100 cm
Signiert und datiert unten rechts: Claude Monet 93
Inv.-Nr. MB-Mon-28
Obgleich der Eisgang auf einem großen Fluss oft gewaltige Naturkräfte freisetzt, zeigte ihn Claude Monet als stillen Moment in zarten Farbabstufungen. Die Spiegelung der Bäume auf der glatten Wasserfläche der Seine neben den kleinen Inseln von Eisschollen erscheint wie eine Vorwegnahme der Seerosenbilder, die Monets Spätwerk bestimmen sollten.
Mit dem Motiv des Eistreibens auf der Seine hatte sich Monet erstmals im Winter 1867/68 in Bougival auseinandergesetzt. In Vétheuil griff er das Thema 1879/80 erneut auf und verarbeitete es in mehreren eng zusammenhängenden Variationen. Eine letzte Auseinandersetzung fand Anfang 1893 in Giverny statt, wo er 13 Gemälde anfertigte. Zu diesem Zeitpunkt hatte Monet bereits sein Serienverfahren entwickelt, das er 1890/91 mit den 25 Darstellungen der Getreideschober eingeführt hatte. Dabei ging es dem Künstler nicht mehr nur um thematisch zusammenhängende Werkreihen, sondern um methodisch aufeinander abgestimmte Variationen eines einzigen Motivs. Wie Monets weitere Serienbilder aus den 1890er Jahren gingen auch seine Darstellungen der Eisschollen aus Freilichtstudien vor dem Motiv zurück, wobei er neben dem Bildausschnitt auch die Tageszeit und damit die Effekte von Farbe sowie Schatten und Licht variierte. Zehn Variationen fokussieren den Blick auf das gegenüber von Giverny gelegene Dorf Bennecourt, drei weitere auf Port-Villez – Ansichten des Flusslaufes, die Monet seit Beginn der 1880er Jahre erforscht hatte.
In der kunsthistorischen Tradition ist das Motiv des Eisbruchs eng mit dramatischen Darstellungen der Natur als einer furchteinflößenden Gewalt sowie dem damit verbundenen Gefühl des Erhabenen assoziiert. Monet hielt das Schauspiel hingegen in zarten Farbakkorden fest und evozierte eine Stimmung der Introspektion und Abgeschiedenheit – Aspekte, die bereits auf die visuelle Wirkkraft seiner späteren Seerosenbilder hinweisen. Aufgrund des rapiden voranschreitenden Tauwetters standen Monet für die Umsetzung des Motivs vor Ort nur wenige Tage zur Verfügung. In solchen Situationen musste er besonders darauf bedacht sein, die ephemeren Natureindrücke in ausreichender Differenzierung auf die Leinwand zu bannen, um die Serie anschließend im Atelier in erkennbar unterschiedlichen Variationen abschließen zu können. Die feine Differenzierung der Texturen und das Spiel mit dem pastosen Relief der Eisschollen im Gegensatz zur glatten Wasseroberfläche der Seine zeigen Parallelen zur Serie der Kathedrale von Rouen (1892–1894), deren Ausführung sich mit dieser Werkreihe zeitweise überschnitt. Eine weitere dem Flusslauf gewidmete Serie fertigte Monet 1896/97 unter dem Titel Morgen an der Seine an.
In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist Eisschollen in Bennecourt mit der Werkverzeichnis-Nummer 1334 versehen (Bd. 3, S. 543). Weitere Arbeiten aus der gleichen Werkreihe befinden sich heute u. a. im Besitz des Metropolitan Museum of Art in New York sowie des Philadelphia Museum of Art.
Daniel Zamani
Claude Monet Memorial Exhibition, Museum of Fine Arts, Boston, Januar–Februar 1927, Nr. 25
Monet in the '90s. The Series Paintings, Museum of Fine Arts Boston, 7.2.–29.4.1990; The Art Institute of Chicago, 19.5.–12.8.1990; Royal Academy of Art, London, 7.9.–9.12.1990, Nr. 44
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017
Rodin im Dialog mit Monet. Die gemeinsame Ausstellung im Jahr 1889, Museum Barberini, Potsdam, 31.5.–3.10.2017
Claude Monet: The Truth of Nature, Denver Art Museum, 20.10.2019–2.2.2020
Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020, Nr. 80
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
Dezember
1893, Galerie Durand-Ruel, Paris, vom Künstler erworben
1894, Guy de Cholet, Paris
1895, Galerie Durand-Ruel,
Paris
1905, Charles Harrison
Tweed, Boston
um 1917, Mrs. Charles
Harrison Tweed, Boston
um 1927, Mrs. Graham B.
Blaine, Boston
o.D., Privatsammlung
3.11.1981, Christie’s, New
York, Los 22
o.D., Privatsammlung
3.12.1985, Sotheby’s, London,
Los 25
Privatsammlung, USA, erworben
auf o.g. Auktion
Dezember 2016, erworben aus Privatbesitz
Claude Monet. Memorial Exhibition, Ausst.-Kat. Museum of Fine Arts, Boston 1927, Nr. 25
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 3, Lausanne 1979, Nr. 1334, S. 160, 275, Abb. S. 161
Paul Hayes Tucker: Monet. Le Triomphe de la lumière, Paris 1990, S. 168, 212, Abb. S. 169
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 5, Lausanne 1991, S. 49
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 3, Köln 1996, Nr. 1334, Abb. S. 542
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 81, Abb. S. 217
Claude Monet. The Truth of Nature, Ausst.-Kat. Denver Art Museum, Denver 2019, Nr. 80, Abb. S. 191
Monet. Orte, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, Nr. 80, Abb. S. 191
Barberini Audioguides
Haben Sie Anregungen oder Fragen?
sammlung@museum-barberini.de.