Claude Monet
Verschneiter Getreideschober in der Sonne, 1891
Aktuell ausgestellt
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Öl auf Leinwand, 65 x 100 cm
Signiert und datiert unten rechts: Claude Monet 91
Inv.-Nr. MB-Mon-27
Claude Monets Serie der Getreideschober thematisiert den jahreszeitlichen Wandel der Landschaft und die je nach Tageszeit unterschiedlichen Wirkungen des Sonnenlichts. Monet erfasste die charakteristische Lichtstimmung eines kalten Wintertags und beschrieb die Reflexionen auf dem schneebedeckten Ackerboden in zarten Tönen von Gelb und Orange.
Bereits in den 1870er Jahren hatte Monet Orte, die ihn faszinierten, wiederholt aufgesucht und Motive, die ihn reizten, in Variationen, Bildpaaren oder Werkreihen festgehalten. Um 1890 begann er, diese serielle Arbeitsweise zu systematisieren, indem er dazu überging, große Gemäldegruppen anzulegen, die ein sorgfältig aufeinander abgestimmtes Ganzes ergaben und die er auch als solche ausstellte. Die erste dieser methodisch zusammenhängenden Serien war dem anspruchslosen Motiv von Getreideschobern gewidmet, die in unmittelbarer Nähe seines Hauses in Giverny auf dem Feld standen. Bereits im Mai 1891 zeigte Monet 15 dieser Arbeiten in einer Ausstellung in der Pariser Galerie Paul Durand-Ruel, wo sie in einem Raum nebeneinanderhingen.
Die wiederholte, nahezu obsessive Darstellung desselben Gegenstands mag an eine Art sinnbildliche Überhöhung des Sujets denken lassen. Allerdings weisen die ständigen Variationen von Farbe, Schatten und Licht sowie der Umstand, dass Monet die Getreideschober ersichtlich zu verschiedenen Tages- und Jahreszeiten darstellte, darauf hin, dass ihn das Motiv inhaltlich kaum interessierte. Ganz im Gegenteil verwendete er die in markanter Nahsicht gezeigte Oberfläche der Getreideschober als eine Art Projektionsfläche oder Schirm (frz. écran), die es ihm erlaubte, subtilsten Veränderungen der Atmosphäre nachzugehen – dem, was Monet als enveloppe bezeichnete, also die Umhüllung eines Objekts mit Farbe, Luft und Licht. „Das Motiv ist für mich eine unbedeutende Sache; was ich wiedergeben möchte, ist das, was zwischen mir und dem Motiv liegt“, erklärte Monet in einem Interview 1895. Ähnlich hatte er sich bereits vier Jahre zuvor gegenüber einem Besucher seiner Ausstellung bei Durand-Ruel geäußert, dem er versicherte: „Für mich existiert eine Landschaft nicht an und für sich, weil ihre Erscheinung sich jeden Moment verändert; sie lebt durch das, was sie umhüllt – durch die Luft und das Licht, die ständig wechseln. […] Für mich erhält das Sujet erst durch seine Umgebung seinen wahren Wert.“ Damit brachte Monet die beiden zentralen Prämissen seines impressionistischen Spätwerks zum Ausdruck: zum einen das Ideal der subjektiven Naturbeobachtung – das Wechselspiel von impression (Eindruck) und sensation (Empfindung) – und zum anderen seinen Fokus auf die subtile Wiedergabe flüchtiger atmosphärischer Phänomene. Wie seine späteren Serienbilder ging auch Monets Verschneiter Getreideschober in der Sonne aus Freilichtstudien vor dem Motiv hervor, die er später in seinem Atelier sorgfältig überarbeitete.
In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist Verschneiter Getreideschober in der Sonne mit der Werkverzeichnis-Nummer 1287 versehen (Bd. 3, S. 497). Weitere Variationen aus dieser Serie befinden sich heute u. a. im Musée d’Orsay in Paris, im Art Institute of Chicago, im Metropolitan Museum of Art in New York und im Museum of Fine Arts, Boston.
Daniel Zamani
Exposition d'œuvres récentes de Claude Monet, Galerie Durand-Ruel, Paris, 4.–16.5.1891, Nr. 15
Exposition de tableaux de Monet, Pissarro, Renoir et Sisley, Galerie Durand-Ruel, Paris, April 1899, Nr. 33
Exposition des peintres impressionnistes, La Libre Esthétique, Brüssel, 25.2.–29.3.1904, Nr. 106
Exposition d'art moderne, Manzi, Joyant & Cie., Hôtel de la revue, Paris, 5.6.–6.7.1912, Nr. 143
Œuvres importantes de Monet, Pissarro, Renoir et Sisley, Galerie Durand-Ruel, Paris, 5.–24.1.1925, Nr. 10
Exposition du Centenaire Monet – Rodin, Musée de l'Orangerie, Paris, 7.12.1940–18.3.1941, Nr. 43
Claude Monet 1840–1926. A tribute to Daniel Wildenstein and Katia Granoff, Wildenstein, New York, 27.4.–15.6.2007, Nr. 42
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017
Claude Monet: The Truth of Nature, Denver Art Museum, 20.10.2019–2.2.2020
Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020, Nr. 74
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
9.5.1891,
Paul Durand-Ruel, Paris, vom Künstler erworben
o.D., Privatsammlung,
Frankreich, erworben im Erbgang von o.g.
Oktober 2000, Kunsthandel,
erworben von o.g.
Julien Leclercq: Petites expositions. Galerie Durand-Ruel, in: La Chronique des arts et de la curiosité 15 (15.4.1899), S. 131
Andrea Mellerio: Exposition des peintres impressionnistes à la 'Libre Esthétique', in: La Chronique des arts et de la curiosité 13 (26.3.1904), S. 104
Exposition d'Œuvres récentes de Claude Monet, Ausst.-Kat. Paris 1891, Nr. 15, S. 16
Georges Lecomte: L’ art impressionniste. D’après la collection privée de M. Durand-Ruel, Paris 1892, S. 100
Exposition de tableaux de Monet, Pissarro, Renoir & Sisley, Ausst.-Kat. Paris 1899, Nr. 33
Exposition des peintres impressionnistes, Ausst.-Kat. Brüssel 1904, Nr. 106, S. 40
Georges Grappe: Claude Monet, Paris 1909, S. 41
Exposition d'art moderne, Ausst.-Kat. Paris 1912, Nr. 143
Gustave Geffroy: Claude Monet. Sa vie, son temps, son œuvre, Bd. 4, Paris 1922, S. 189
Camille Mauclair: Claude Monet, Paris 1924, S. 17
Œuvres importantes de Monet, Pissarro, Renoir, Sisley, Ausst.-Kat. Paris 1925, Nr. 10
Octave Maus: Trente années de lutte pour l'art. 1884–1914, Brüssel 1926, S. 324
Exposition du Centenaire Monet–Rodin, Ausst.-Kat. Paris 1940, Nr. 43
Camille Mauclair: Claude Monet et l'impressionnisme, Paris 1943, S. 19 f., Tafel 22
Oscar Reuterswärd: Monet. En konstnarhistorik, Stockholm 1948, S. 194, Abb. S. 192
Curt Schweicher: Monet, Bern 1949, Nr. 47, S. 31, Tafel 47
Georges Besson: Claude Monet, Paris 1949, Abb. Tafel 49
Donald E. Gordon: Modern art exhibitions 1900–1916. Selected catalogue documentation, Bd. 2, München 1974, S. 90
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 3, Lausanne 1979, Nr. 1287, S. 38, 41 f., 144, Abb. S. 145
Grace Seiberling: Monet's Series, New York/London 1981, Nr. 30, S. 93, 100, 359
Richard R. Brettell: Monet's Haystacks Reconsidered, in: The Art Institute of Chicago Museum Studies 11, 1 (1984), S. 4–21, hier Nr. 15, S. 5–7, 10–15, 20 f., Abb. S. 18
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 4, Lausanne 1985, S. 4
Monet in the '90s. The Series Paintings, Ausst.-Kat. Museum of Fine Arts, Boston 1989, S. 98, 100f., 274f.
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 5, Lausanne 1991, S. 296–298, 300, 303, 307
John House: Monet in 1890, in: Aspects of Monet. A Symposium on the Artist's Life and Times, hrsg. von John Rewald und Frances Weitzenhoffer, New York 1984, S. 128, 138
Charles S. Moffett: Monet's Haystacks, in: Aspects of Monet. A Symposium on the Artist's Life and Times, hrsg. von John Rewald und Frances Weitzenhoffer, New York 1984, S. 42, 142, 153, 157, 159
Claude Monet 1840–1926, Ausst.-Kat. The Art Institute, Chicago 1995, S. 18, 220 f.
Paul Hayes Tucker: Claude Monet. Life and Art, New Haven 1995, S. 141–143
Daniel Wildenstein: Monet oder der Triumph des Impressionismus. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 1, Köln 1996, S. 273–275, 279
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 3, Köln 1996, Nr. 1287, S. 502, Abb. S. 497
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 4, Köln 1996, S. 1017–1019, 1021, 1024, 1027
Impressionists in Winter. Effets de Neige, Ausst.-Kat. The Phillips Collection, Washington 1998, S. 122
Monet, Renoir and the Impressionist Landscape, Ausst.-Kat. National Gallery of Canada, Ottawa 1999, S. 118
Claude Monet 1840–1926. A tribute to Daniel Wildenstein and Katia Granoff, Ausst.-Kat. Wildenstein, New York 2007, S. 42
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 86, S. 200, 202, Abb. S. 221
Monet. Orte, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, Nr. 74, Abb. S. 174 (Detail), 186
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 140, 273, Abb. S. 138 f., 273
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