Claude Monet
Getreideschober, 1890
Aktuell ausgestellt
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Öl auf Leinwand, 73 x 92,5 cm
Signiert und datiert unten links: Claude Monet 91
Inv.-Nr. MB-Mon-26
In einer umfangreichen Serie von 25 Gemälden widmete sich Claude Monet 1890/91 den Getreideschobern, die in der Nähe seines Hauses in Giverny auf den Feldern standen. Systematisch nahm er sie bei unterschiedlichen Licht- und Witterungsverhältnissen in den Blick. Hier führt Monet den Blick diagonal entlang einer Reihe von Schobern in die Bildtiefe. Die Sonnenstrahlen kreuzen diese Diagonale. Die leuchtende Farbigkeit kulminiert an den Rändern des vorderen Schobers.
Monets Bilder aus dieser Werkreihe tragen im Französischen den Titel Meules. Dieser Begriff lässt sich in etwa mit dem deutschen Wort „Stapel“ übersetzen. Lange Zeit wurde der Titel als „Heuhaufen“ – im Englischen analog als Haystacks – fehlübersetzt. Dabei handelt es sich bei den von Monet dargestellten Objekten um die für den Ackerbau der Normandie im 19. Jahrhundert typischen Korngarben, also Speicher ungedroschenen Getreides, die in konischer Form mit Stroh oder Heu überdeckt wurden, um die wertvolle Ernte vor Nässe und Fäulnis zu schützen. Monet, der ein feines Gespür für landschaftliche Gegebenheiten hatte, muss davon fasziniert gewesen sein, dass diese skulptural anmutenden Objekte beträchtlichen Ausmaßes jedes Jahr um etwa die gleiche Zeit auf den Feldern rund um sein Haus erschienen und die Wiesen wie eine temporäre Installation überzogen. Das Motiv hatte darüber hinaus für die vom Ackerbau geprägte Bauerngemeinde Giverny Symbolcharakter und erlaubte Monet zugleich, durch das serielle Format auf den zyklischen Wandel der Natur im Wechsel der Jahreszeiten – und damit auf das Voranschreiten der Zeit an sich – einzugehen.
Innerhalb der 25 Variationen, die Monet in nur wenigen Monaten 1890 und 1891 von den Getreideschobern anfertigte, kommt diesem Gemälde eine Sonderstellung zu. Durch die diagonale Blickführung bezog der Künstler hier ein dynamisches Moment in die Komposition ein, das er durch die ungewöhnlich intensiven Farben und den Gegenlichteffekt verstärkte. Wie in keiner anderen Darstellung des Motivs zeigt sich in dieser Komposition der Einfluss japanischer Farbholzschnitte, die Monet wie viele seiner Kollegen mit großer Begeisterung sammelte.
Ende des 19. Jahrhunderts befand sich das Bild gemeinsam mit acht weiteren Variationen der Getreideschober-Serie im Besitz der Chicagoer Sammlerin und Mäzenin Bertha Palmer. In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist es mit der Werkverzeichnis-Nummer 1273 versehen (Bd. 3, S. 490).
Daniel Zamani
A Loan Exhibition of Paintings by Claude Monet for the Benefit of the Children of Giverny, Wildenstein, New York, 11.4.–12.5.1945, Nr. 59
Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
2.7.1891,
Galerie Durand-Ruel, Paris, vom Künstler erworben
7.3.1892, Potter Palmer,
Chicago, erworben von o.g.
1892, Durand-Ruel Galleries,
New York, erworben von o.g.
19.4.1892, W. C. Van Horne,
Montreal, erworben von o.g.
1892, Durand-Ruel Galleries,
New York, erworben von o.g.
22.11.1892, Potter Palmer,
Chicago, erworben von o.g.
spätestens 1945, Honoré &
Grace Palmer, erworben im Erbgang von o.g.
14.5.1986, Christie’s, New
York, Los 18
Privatsammlung USA, erworben
auf o.g. Auktion
14.4.2019, Sotheby’s, New
York, Los 8, eingeliefert von o.g.
A loan exhibition of paintings by Claude Monet for the benefit of the Children of Giverny, Ausst.-Kat. Wildenstein, New York 1945, Nr. 59
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 3, Lausanne 1979, Nr. 1273, S. 140, Abb. S. 141
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 5, Lausanne 1991, S. 47
Marianne Alphant: Claude Monet. Une vie dans le paysage, Paris 1993, S. 491
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 3, Köln 1996, Nr. 1273, S. 488, Abb. S. 490
Claude Monet 1840–1926. A tribute to Daniel Wildenstein and Katia Granoff, Ausst.-Kat. Wildenstein, New York 2007, S. 112
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 175, 194, 272, Abb. S. 172 f., 272
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