Claude Monet

Die dramatischen Felsformationen der nordfranzösischen Atlantikküste gehörten zu Monets bevorzugten Motiven. Sein jüngerer Bruder Léon besaß ein Sommerhaus in dem kleinen Badeort Les Petites-Dalles, der im Nordosten der Stadt Fécamp in der Normandie gelegen ist. Bereits 1880 und 1881 hatte der Künstler vier Bilder der Umgebung angefertigt, die für ihre weiß leuchtenden Kalksteinklippen bekannt war und entsprechend als Alabaster-Küste (frz. Côte d’albâtre) bezeichnet wurde. Im August 1884 kehrte er für einen kurzen Malausflug zurück und fertigte drei Ansichten der imposanten Falaise d’Amont an.

Im gleißenden Licht der Mittagssonne strahlt die steil aufragende Felswand in vibrierenden Tönen aus Orange, Rosa, Gelb und Rot, die sie effektvoll von dem dunklen Blau-Violett des Himmels absetzen. In der Ausgestaltung der Felsen trug Monet die Farbe zum Teil in unvermischten, pastosen Pinselstrichen auf, die in ihrer für die Steinstruktur passenden Reliefform der Leinwand haptischen Reiz verleihen. Auf den ersten Blick kaum erkennbar, erweisen sich die bunten Farbkleckse entlang der Wasserlinie bei genauerer Betrachtung als badende Figuren. Wie in vielen von Monets Darstellungen der Atlantikküste tritt auch hier das Element menschlicher Präsenz hinter dem Fokus auf eine als majestätisch empfundene Urgewalt von Felsen und Meer zurück. Zugleich simuliert die unscharfe Formerfassung den Effekt eines dunstigen Lichtschleiers, der zu einer partizipativen Bildbetrachtung herausfordert. In nur wenigen seiner späten Küstenbilder brachte Monet die Prämisse des Impressionismus – die Darstellung eines Gegenstands so, wie er sich dem Auge bei bestimmten optischen Bedingungen flüchtig erschließt – so eindringlich zum Ausdruck wie in dieser radikal abstrakt anmutenden Komposition.

In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist das Bild aus der Sammlung Hasso Plattner mit der Werkverzeichnis-Nummer 905 versehen (Bd. 2, S. 339). Von den beiden anderen Versionen (W.903 und W.904) befindet sich heute eine im Bestand des Kreeger Museum in Washington, D.C.

Daniel Zamani

Painting of Various Schools, Union League Club, New York, März 1913, Nr. 19 (Highlands on the French Coast)

Cl. Monet, Durand-Ruel Galleries, New York, März 1923, Nr. 9 (Falaise à Pourville)

Cl. Monet, Galerie Durand-Ruel, Paris, 22.5.–30.9.1959, Nr. 40

Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017

Claude Monet: The Truth of Nature, Denver Art Museum, 20.10.2019–2.2.2020

Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020, Nr. 98

Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an

17.11.1884, Galerie Durand-Ruel, Paris, vom Künstler erworben
10.10.1891, Charles T. Yerkes, Philadelphia, erworben von o.g.
o.D., Emilie Grigsby, New York
25.1.1912, The Anderson Auction Company, New York, Sammlung Emilie Grigsby, Los 1154 (Highlands on the French Coast)
Durand-Ruel Galleries, New York, erworben auf o.g. Auktion, bis 1949
o.D., Maurice Ferrier, Genf
o.D., Acquavella Galleries, New York, erworben von o.g.
um 1986, Mamdouha und Elmer Holmes Bobst, New York
10.5.2016, Sotheby’s, New York, Los 25, eingeliefert von o.g.

Elmer Holmes Bobst: Bobst. The Autobiography of a Pharmaceutical Pioneer, New York 1973

Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 2, Lausanne 1979, Nr. 905, S. 132, Abb. S. 133

Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 2, Köln 1996, Nr. 905, S. 338, Abb. S. 338

Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 13, S. 92, Abb. S. 105 f.

Monet. Orte, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, Nr. 98, Abb. S. 211

Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 86, 174, 271, Abb. S. 90 f., 271