Claude Monet
Der Garten von Vétheuil, 1881
Aktuell ausgestellt
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Öl auf Leinwand, 59,5 x 74,5 cm
Signiert und datiert unten links: Claude Monet 1881
Inv.-Nr. MB-Mon-08
Den Blick irritieren Baumgeäst und Pflanzgestänge. Die uninszeniert wirkende Komposition widerspricht dem akademischen Bildaufbau. Sie verleiht dem Gemälde von Monets Garten im Seine-Dorf Vétheuil den modernen Charakter einer spontanen Momentaufnahme. Es gehört zu den ersten Bildern Monets, die – ohne menschliche Figuren – nur noch dem Blühen gewidmet sind.
Zu Beginn der 1880er Jahre hatte sich der Künstlergarten zu einem bedeutenden Motiv des Impressionismus entwickelt. Das Sujet bot die Möglichkeit zum Arbeiten en plein air ohne aufwendige oder kostspielige Reisen und darüber hinaus in einem Umfeld, mit dem die Maler bestens vertraut waren. Zugleich erlaubte der hauseigene Garten eine Umgestaltung der Natur nach persönlichen Vorlieben sowie einen Eingriff in die „Malkulisse“ durch die jeweilige Auswahl an Pflanzen sowie das formale Arrangement mittels Terrassen, Gartenwege oder dekorativer Accessoires.
Monets Vorliebe für Hortikultur wird heute mit dem von fernöstlichen Vorbildern inspirierten Wassergarten verbunden, den er ab 1893 in Giverny anlegte. Allerdings hatte sich der Maler bereits in Vétheuil mit Begeisterung als Hobbygärtner betätigt und die Anlage in mehreren ambitionierten Kompositionen festgehalten. Dieses Gemälde gehört zu einer Gruppe von sieben Gartenbildern, die er 1881 anfertigte und ist die einzige Variation in dieser Werkreihe, die er als horizontales Format ausführte. Der dichte Bewuchs, der eng gefasste Bildausschnitt und die bunt leuchtenden Farben verleihen den Eindruck einer teppichartigen Verflechtung. Der prominent in Szene gesetzte Baum links im Vordergrund sowie das weit auslaufende Astwerk und das Pflanzengestänge fungieren als irritierende Blicksperren. Ihnen wirkt das Motiv des Gartenwegs entgegen, der das Auge des Betrachters von vorne rechts bis ins Zentrum der Komposition leitet. Nahezu exakt in der Bildmitte markiert eine horizontal angeordnete Reihe von sechs Pflanzenkübeln das erste Terrassenniveau des aufwendig bepflanzten Abhangs.
Die blau-weißen Keramikgefäße hat Monet auch in einem Bild integriert, das heute zum Bestand der National Gallery of Art in Washington gehört , wo sie als Behälter für rote Gladiolen den unteren Teil des Pfads säumen. Ein Vergleich mit diesem Hochformat, das sich durch seine offene Bildstruktur auszeichnet, macht die räumliche Gestaltung von Monets Garten leichter verständlich. Auch wenn sich der Künstler einer Bildformel bediente, die von den klassischen Regeln einer Landschaftskomposition radikal abwich, setzte er seine Motive topographisch präzise um.
In dem von Daniel Wildenstein erstellten vierbändigen Catalogue raisonné zu Monets Gemälden ist Der Garten von Vétheuil mit der Werkverzeichnis-Nummer 666 versehen (Bd. 2, S. 251). 1901 wurde das Bild von dem Berliner Galeristen Paul Cassirer erworben, der zu den eifrigsten Verfechtern des französischen Impressionismus gehörte und zu Beginn des 20. Jahrhunderts zahlreiche bedeutende Arbeiten in deutschen Museums- und Privatbesitz vermittelte.
Daniel Zamani
Exposition de tableaux de Monet, Pissarro, Renoir et Sisley, Galerie Durand-Ruel, Paris, April 1899, Nr. 13
Monet. A Retrospective, Bridgestone Museum of Art, Tokio, 11.2.–7.4.1994; City Art Museum, Nagoya, 16.4.–12.6.1994; Museum of Art, Hiroshima, 18.6.–31.7.1994, Nr. 32
Monet: I luoghi della pittura, Casa dei Carraresi, Treviso, 29.9.2001–10.2.2002
Impressionist Gardens, National Gallery, Edinburgh, 31.7.–17.10.2010; Museo Thyssen-Bornemisza, Madrid, 16.11.2010–14.2.2011, Nr. 30
Monet au Musée Marmottan et dans les Collections suisses, Fondation Pierre Gianadda, Martigny, 17.6.–20.11.2011, Nr. 23
Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017
Claude Monet: The Truth of Nature, Denver Art Museum, 20.10.2019–2.2.2020
Monet. Orte, Museum Barberini, Potsdam, 22.2.–19.7.2020, Nr. 54
Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an
April
1881, Galerie Durand-Ruel, Paris, wohl als La Maison de campagne vom
Künstler erworben
Februar 1901, Galerie Paul
Cassirer, Berlin, erworben von o.g.
o.D., Hugo Stahl, Berlin
o.D., Steinreich Collection,
New York
spätestens April 1945,
Wildenstein, New York, erworben von o.g.
März 1946, Mrs. Robert
Winthrop, New York, erworben von o.g.
15.5.1990, Christie’s, New
York, Los 10
um 1994, Privatsammlung,
Japan (Lake)
12.5.1999, Christie’s, New
York, Los 11
Privatsammlung, erworben auf o.g.
Auktion
5.2.2008, Sotheby’s, London,
Los 69, unverkauft
o.D., Connaught Brown, London
2009, Privatsammlung, Europa,
erworben von o.g.
4.11.2014, Sotheby’s, New
York, Los 20, eingeliefert von o.g.
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 1, Lausanne 1974, Nr. 666, Abb. S. 401
Daniel Wildenstein: Claude Monet. Biographie et catalogue raisonné, Bd. 5, Lausanne 1991, S. 36
Monet. A Retrospective, Ausst.-Kat. Bridgestone Museum of Art, Tokio 1994, Nr. 32
Daniel Wildenstein: Monet. Catalogue Raisonné. Werkverzeichnis, Bd. 2, Köln 1996, Nr. 666, S. 251, Abb. S. 251
Monet. I luoghi della pittura, Ausst.-Kat. Casa dei Carraresi, Treviso 2001
David Joel: Monet at Vétheuil and on the Norman Coast 1878–1883, Woodbridge 2002, Nr. 126
Impressionist Gardens, Ausst.-Kat. National Galleries of Scotland, Edinburgh 2010, Nr. 30
Monet au Musée Marmottan et dans les collections suisses, Ausst.-Kat. Fondation Pierre Gianadda, Martigny 2011, S. 23
Impressionism. The Art of Landscape, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 59, S. 173–74, Abb. S. 181
Claude Monet. The Truth of Nature, Ausst.-Kat. Denver Art Museum, Denver 2019, Nr. 54, S. 159, Abb. S. 163
Monet. Orte, Ausst.-Kat., Museum Barberini, Potsdam 2020, Nr. 54, S. 159, Abb. S. 163
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