Albert Dubois-Pillet

Albert Dubois-Pillet beteiligte sich 1884 an der Gründung der Société des Artistes Indépendants in Paris – einer progressiven Künstlergemeinschaft, der auch Georges Seurat, Paul Signac und Henri-Edmond Cross angehörten. Der damals 38-jährige Autodidakt verfolgte eine Offizierslaufbahn in der französischen Armee, für die Malerei stand ihm nur begrenzt Zeit zur Verfügung. Dennoch hatte er sich in der Pariser Kunstszene bereits in den 1870er Jahren hervorgetan, etwa durch klassische Stillleben, mit denen er 1877 und 1879 auf dem jährlichen Salon vertreten war. Mitte der 1880er Jahre zählte Dubois-Pillet zu den ersten Künstlern, die sich von der neuen Malweise Seurats inspirieren ließen und die Technik des Divisionismus oder Pointillismus übernahmen, deren Hauptmerkmal die Zergliederung der Bildfläche in eine Vielzahl von Punkten aus Reinfarben ist.

Das Gemälde Morgen an der Marne in Meaux entstand um 1886 und zeigt den Lauf des Flusses mit einem Blick auf die gotische Kathedrale Saint-Étienne. Das gewundene Rasenstück ist in satten Grüntönen erfasst und wie ein horizontales Band gestaltet, von dem sich die Fassaden in leuchtendem Pink und Weiß und die im Morgenlicht glitzernde Marne dekorativ absetzen. Deutlich tritt die Mosaikstruktur des Pointillismus in der Gestaltung von Himmel und Fluss hervor, während Vegetation und Architekturelemente teils freier gestaltet sind. Dies erinnert an Signacs um 1886/87 ausgeführte Gemälde wie Klipper, Opus 155, das sich ebenfalls in der Sammlung Hasso Plattner befindet.

Ein Jahr nach Dubois-Pillets Tod 1890 war ein Teil des Salon des Indépendants einer Retrospektive ihm zu Ehren gewidmet. Unter den Exponaten befand sich auch Morgen an der Marne in Meaux.

In dem von Patrick Offenstadt erstellten Catalogue raisonné zu Dubois-Pillets Gemälden istdas Bild aus der Sammlung Hasso Plattner mit der Werkverzeichnis-Nummer 57 versehen und auf um 1888 datiert. Nur 153 Arbeiten des Künstlers sind dokumentiert. Eine weitere von Dubois-Pillet gemalte Ansicht der Marne befindet sich im Bestand des Musée d’Orsay in Paris.

Daniel Zamani

Salon des Indépendants, Pavillon de la Ville de Paris, Paris, 20.3.–27.4.1891, Nr. 431

Trésors du Petit Palais de Genève, Musée Jean Vinay, Saint-Antoine l'Illaye, 1987

Chefs-d'œuvre néo-impressionnistes, Fondation Septentrion, Marcq-en-Bareuil, 1987–1988

Tarkhoff et son temps. Chef-d'œuvre du Musée du Petit Palais, Suisse, Musée d'Art, Hiratsuka, 26.3.–5.5.1991; Daimaru Museum, Tokio, 29.8.–10.9.1991, Nr. 61

Autour des néo-impressionnistes. Le groupe de Lagny, Musée Gatien-Bonnet, Lagny-sur-Marne; Petit Palais, Genf; Musée des Beaux-Arts Sherbrooke, Québec, 1999

Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Museum Barberini, Potsdam, 21.1.–28.5.2017

Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Museum Barberini, Potsdam, vom 5.9.2020 an

1891, Jules Christophe
spätestens 1987, Musée du Petit Palais, Genf, Inv.-Nr. 11402
Dezember 2010, Kunsthandel

Lily Bazalgette: Albert Dubois-Pillet. Sa vie et son œuvre (1846–1890), Paris 1976, S. 69, 163, Abb. S. 164

Ofir Scheps: Le Néo-impressionnisme dans la collection du Petit Palais, Genève 1996, S. 14

Noël Coret: Les peintres de la vallée de la Marne. Autour de l'impressionnisme, Tournai 1996, Abb. S. 69

Rainer Budde: Pointillisme, Lausanne 1998, Nr. 37

Autour des néo-impressionnistes. Le groupe de Lagny, Ausst.-Kat. Musée Gatien-Bonnet, Lagny-sur-Marne 1999, Abb. S. 57

Jean Monneret: Catalogue raisonné du Salon des Indépendants 1884–2000. Les Indépendants dans l’histoire de l’art, Paris 2000, Nr. 431, S. 173

Impressionismus. Die Kunst der Landschaft, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2017, Nr. 41, Abb. S. 147

Impressionismus. Die Sammlung Hasso Plattner, Ausst.-Kat. Museum Barberini, Potsdam 2020, S. 129, 266, Abb. S. 128, 266